Wir sind am 17. Dezember in Istanbul angekommen und haben die ersten Tage damit verbracht uns zu erholen. Von unserer Wohnung in Üsküdar aus sind wir allenfalls am Bosporus spazieren gegangen, um ein bisschen Abwechslung zu bekommen. Wir haben dabei definitiv verstanden, warum Istanbul auch die Stadt der Katzen genannt wird. Sie sind überall, es gibt sogar eine Menge Katzenhäuschen, die überall in der Stadt stehen. Allerdings gibt es auch eine Menge Straßenhunde, die sich mit den Katzen glücklicherweise ganz gut verstehen.

Erst nach ein paar Tagen haben Marine und Jonathan es geschafft, uns aus der Wohnung nach Eminönü zu locken. Dort haben wir uns getroffen, um die blaue Moschee und die Hagia Sophia zu besuchen. Die Hagia Sophia ist schon beeindruckend groß und mit Sicherheit die bekannteste Moschee Istanbuls. Wusstet ihr, dass es in Istanbul mehr als 3000 Moscheen gibt? Das ist eine beeindruckend große Zahl, aber auf der anderen Seite ist es auch eine große Stadt. Istanbul hat offiziell über 15 Millionen Einwohner. Damit wir die Moschee betreten durften, mussten wir unsere Schuhe ausziehen und sie zu denen der anderen Besucher in ein Schuhregal stellen. Anschließend haben wir einen großen Raum mit Teppichboden betreten. Dieser wird von einer hohen Decke überspannt von der sehr beeindruckende Kronleuchter hängen.

Wir sind danach noch zur Fatih Moschee gewandert. Wir sind dort pünktlich zur Dämmerung angekommen. Wir haben uns nur kurz in der Moschee aufgehalten und danach die zum Abendgebet eintreffenden beim Waschen ihrer Gesichter, Füße und Unterarme beobachtet. Der Sicherheitsmann der Moschee hat an einem der Wasserhähne des Waschhauses in der Mitte eine kleine, durstige Katze getränkt. Wir haben festgestellt, dass die Lautsprecher der Fatih Moschee deutlich besser sind, als die in direkter Nachbarschaft unserer Wohnung.

Danach haben wir uns getrennt. Marine und Jonathan sind zurück ins Hostel gegangen und wir in unsere Wohnung. Auf dem Weg haben wir das erste Mal Istanbul bei Nacht bewundern dürfen. Naja, zumindest im Dunkeln. Am Ufer des Bosporus stehen Angler, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen den Abend und die Nacht mit Fischen zu verbringen zu und tagsüber ihren Fang verkaufen. Andi hat dir große Kluft zwischen der modernen Megastadt und den einfachen Leben der Fischer in einem Bild eingefangen.

In den kommenden Tagen haben wir uns auf Heiligabend vorbereitet. Wir haben dekoriert und eingekauft. Gebacken und gekocht. Dank der Arbeit hatten wir aber auch ein fantastisch intimes Fest. Wir haben unseren ersten Schmorbraten mit Serviettenknödeln und Rotkohlsalat gemacht. Zum Nachtisch gab es Schokoladentarte mit gebrannten Mandeln und Eis. Insgesamt war unser Weihnachten nicht zu verachten. Natürlich haben wir unsere Familien angerufen!

Andis Bundesbruder Rosi war zufällig in Izmit. Wir haben uns also aus der Entspannung in einen Ausflug katapultiert. Wir haben spontan beschlossen einen Fernbus nach Izmit zu nehmen und ihn dort zu treffen. Natürlich habe ich mein Weihnachtsgeschenk mitgenommen. Andi hat mir ein kleines Faultier geschenkt. Ich habe mich gefreut und erst später darüber nachgedacht, ob das eventuell ein Statement gewesen sein könnte. Wie auch immer, Slomo (das Faultier), Andi und ich haben sogar eine Nacht in Izmit verbracht.

Als wir am Mittag des kommenden Tages zurück in die Wohnung kamen, hatten wir Gesellschaft. Marine und Jonathan wollten noch ein paar Nächte bleiben. Da unsere Wohnung zwei Bäder und Schlafzimmer hat, haben wir sie zu uns eingeladen. Auch um an Silvester nicht alleine zu sein. Wir haben gemeinsam Ausflüge und Besichtigungen unternommen, gekocht und Filme geschaut. Unter anderem waren wir beim Topkapi Palast. Über mehrere Jahrhunderte war er die Wohnstatt und der Regierungssitz der Sultane des Osmanischen Reichs. Der Baubeginn war im 15. Jahrhundert und aufgegeben als Regierungssitz wurde er im 19. Jahrhundert zu Gunsten des Dolmabahce Sarayi.

Nach diesem anstrengenden Besichtigungstag haben wir uns auf den Heimweg gemacht. Von der Fähre nach Üsküdar aus konnten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang hinter Eminönü beobachten. Insgesamt hatten wir wirklich gutes Wetter in Istanbul. Auf der Suche nach einem wasserdichten Packsack für meine Wolldecke wurde ich in einigen Outdoorgeschäften mit den Worten „so etwas finden sie hier nicht, hier regnet es nicht“ abgewiesen.

Am folgenden Tag hat es uns zum Grand Bazar verschlagen. Die Auswahl an Süßigkeiten, Tee, Kleidung, Stoffen, Schmuck und Spielen war beeindruckend. Besonders die Lampen haben mich beeindruckt. Außerdem habe ich endlich ein angemessenes Weihnachtsgeschenk für Andi gefunden. Ein Reiseschach. Ich denke er hat sich gefreut.

Am 31. Dezember haben wir wieder, dieses Mal mit acht Händen, das Abendessen vorbereitet. Dieses Mal Burger, gefülltes Brot und Nachtisch. Wir haben gegessen, es war fantastisch. Wir haben gespielt und auf Mitternacht gewartet. Unglücklicherweise haben wir beim Brotblumeessen 00:00 Uhr verpasst. Aber es gab auch nicht viel zu sehen. Der strickte Lockdown an Silvester und das Feuerwerksverbot haben jeglicher Feier einen Strich durch die Rechnung gemacht. Trotzdem war es für uns wirklich schön.

Nach einer gemeinsamen Woche sind Marine und Jonathan zu Gunsten unserer Privatsphäre ausgezogen. Andi und ich sind an dem Tag zur Sakirin Moschee gegangen. Sie ist die wohl modernste Moschee der Türkei und hat internationale Bekanntheit erreicht, da sie von Zeynep Fadillioglu, einer Kunsthistorikerin und Innenarchitektin, entworfen wurde. Tatsächlich unterscheidet sie sich sehr von den anderen Moscheen, die wir besucht haben.

Wir sind zu einem Fahrradladen nach Kadikoy gefahren. Dort haben wir Ersatzteile für die Fahrräder gekauft und danach die Stadt unsicher gemacht. Tatsächlich haben wir hier einige Anzeichen des Weihnachtsfestes gesehen! Und wir haben uns Waffeln gekauft. Waffeln mit unendlich vielen Toppings. Die waren unglaublich lecker und gehaltvoll.

Am nächsten Mittag haben wir uns in einen Teil von Istanbul gewagt, den wir bisher noch nicht gesehen haben. Besiktas liegt nord-östlich von Taksim am Bosporus. Dort haben wir uns an dem Tag allerdings nur den Yildiz-Park und eine Moschee angesehen. Der Park ist von einem Bachlauf mit See durchzogen, mit vielen Bänken und Tischen bestückt. Sehr idyllisch. Die Moschee steht direkt am Bosporus. Sie ist kleiner als die meisten anderen, die wir besucht haben, aber nicht weniger schön. Durch die Fenster kann man die Schiffe sehen, die Waren vom Marmarameer zum Schwarzen Meer oder andersrum transportieren. Zur Stärkung haben wir uns eine gefüllte Kartoffel gegönnt. Laut einem Onlinereiseführer ein Must-Eat! An diesem Abend habe ich tatsächlich endlich meinen wasserdichten Packsack für meine Decke bekommen!

Später haben wir den Dolmabahce Palast besichtigt. Den Nachfolger des Topkapi Palastes. Er ist beeindruckend. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Regentschaft von Atatürk war der Palast Regierungssitz des Osmanischen Reiches und dann der Türkei. Insgesamt hat das Bauwerk 45.000 m^2, 46 Säle, 285 Zimmer und vieles mehr. Wir hatten einen Audioguide, der uns durch den Palast geleitet hat. Ich habe während der Tour den Überblick verloren. Als wir das Gebäude durch den designierten Ausgang verlassen haben, wusste ich nicht mal auf welcher Seit des Gebäudes wir jetzt sein müssten.

Da man am Wochenende ohnehin nichts besichtigen kann, haben wir uns mal wieder ein paar entspannte Tage gegönnt. Für Sonntagabend wurden wir allerdings von Tareq, Amanii, ihrer kleinen Tochter und Ahmed zu typisch palästinensischem Essen eingeladen worden.

Und dieses Essen war wirklich großartig. Amanii hat uns nach langem Betteln zugesagt uns das Rezept zu schicken. Wir werden dann üben das zu kochen bis es genauso gut schmeckt, wie bei Amanii, Tareq und Ahmed. Obwohl ich glaube, dass es niemals so gut schmecken wird ohne unsere vier neuen Freunde, denn zu einem guten Essen gehören für mich auch interessante Tischgespräche und gute Gesellschaft.

Wir haben auch Taksim besucht, ohne etwas zu besichtigen, sondern einfach nur, um durch die Straßen zu schlendern. Wir hatten Glück, denn dank Corona waren die Straßen ziemlich leer. Zwischendurch habe ich mich wie in San Francisco gefühlt, denn hier gibt es eine Art Cable Car. Andi hat außerdem typische Muscheln gegessen, sie sind gefüllt mit Reis. Er sagte sie wären ziemlich gut. Außerdem haben wir uns Süßigkeiten gekauft. Nur ein paar und wir haben sie direkt aufgegessen.

Bevor wir am 16.01. aufbrechen, wollten wir noch einen Ausflug machen. Wir haben uns für eine Fahrt zu den Prinzeninseln entschieden. Eine Inselgruppe südlich des Bosporus. Da haben wir eine Wanderung unternommen. Die Vegetation unterscheidet sich stark von der bei uns in Deutschland. Tatsächlich wirkt alles sehr exotisch. Bei unserer Wanderung haben wir ein Kloster besucht. Leider waren wir etwas in Eile. Aber immerhin haben wir beschlossen nach dem 16. ein Boot zu den Inseln zu nehmen und ein paar Tage zu bleiben.

Am Nachmittag waren wir in einem PTT Logistikzentrum. Da haben wir das Paket abgeholt, das unsere Eltern am 20.12. abgeschickt haben. Jetzt brechen wir bald auf und haben eine unfassbare Menge an Süßigkeiten, Natürlich arbeiten wir hart daran zu vermeiden, dass wir sie alle mitnehmen müssen.

Auf der einen Seite bin ich etwas traurig, diesen warmen Ort mit Bett und Dusche zu Gunsten des Fahrradfahrens zu verlassen, aber auf der anderen Seite freue ich mich auch drauf weiter zu kommen. Das wir bestimmt wieder toll!