Da sind wir also über die Grenze gefahren und wollten möglichst schnell einen Schlafplatz finden. Das hat sich allerdings schwierig gestaltet, denn wir konnten die Bebauung nicht hinter uns lassen. Solange es noch hell war, konnten wir uns zumindest an den für diese Region typischen Holztoren erfreuen.

Als die Schlafplatzsuche dann wirklich dringlich wurden, hat sich uns eine Brücke gezeigt. Obwohl Brücke übertrieben ist, es handelte sich eher um einen rostigen Steg, der uns über die Mara auf ein Feld geführt hat. Wir haben die Gelegenheit ergriffen und unser Zelt hinter dem Mais aufgestellt. In dieser Nacht hat es zum ersten Mal gefroren. Am frühen Morgen brachen wir die Eisschicht um das Zelt auf um uns auf den Weg nach Baia Mare zu machen, wo wir unseren ersten rumänischen Host gefunden haben. Der Tag versprach wirklich anstrengend zu werden, denn etwa 900 Höhenmeter lagen vor uns. Wir folgten der Hauptstraße von Sighetu nach Baia Mare. Zum Glück war an diesem Montag nur wenig Verkehr und der Asphalt wirklich gut.

Nur noch wenige Höhenmeter entfernt vom Gipfel hat uns Komoot von der Hauptstraße weg auf andere Wege geleitet. Nach etwa zwei Kilometern auf der Umleitung haben wir uns entschieden umzudrehen und zurück auf die Bundesstraße zu fahren, denn der Weg war zu matschig und schlecht zum Radeln. Zurück auf der Straße haben wir die restlichen Höhenmeter überwunden und es uns auf dem Gipfel gemütlich gemacht.

Der Weg nach unten war viel schöner. Wir haben uns unsere wärmsten Sachen angezogen und die 28 km Abfahrt in Angriff genommen. Fast ohne Autos zu begegnen haben wir uns mit fast 50 km nach unten rollen lassen. Als wir in Baia Mare bei unserem Host Bogdan aufgeschlagen sind, hatte er eine Überraschung für uns. Zwei andere deutsche Radfahrerinnen waren bereits seit drei Wochen bei ihm. Charlie und Toni sind ebenfalls auf dem Weg in Richtung Indien. Wir verbrachten einen schönen Abend zusammen. Am nächsten Tag wollten wir eigentlich aufbrechen, haben uns aber dann doch entschieden noch eine Nacht zu bleiben, zur großen Freude unseres Gastgebers. Wir haben uns die Stadt angeschaut und dann indisch für Toni, Charlie und uns gekocht. Ich bin, da wir am nächsten Tag los wollten recht früh ins Bett gegangen, aber für Andi war das ein langer Abend, denn er hat bis 4:30 Uhr mit Bogdan gefeiert.

Sowohl die Motivation von Charlie und Toni, als auch unsere hielt sich am Morgen in engen Grenzen. Trotzdem wollten wir aufbrechen. Gegen Mittag haben wir uns von unserem Host losgeeist und sind zunächst zum Secondhandladen gefahren und haben mir eine Wolldecke für im Schlafsack gekauft. Dann haben wir uns auf den Weg aus der Stadt gemacht. Zum Glück haben wir schon am frühen Nachmittag die Stadtgrenze überquert, denn ausgerechnet an diesem Tag ab 17 Uhr wurde Baia Mare zu einem Quarantänegebiet. Wir waren da aber bereits auf dem Weg nach Cluj, denn kurz vor der Stadt haben wir unseren nächsten Host gefunden. Adrian haben wir über Warmshowers angeschrieben und er hat uns für eine Nacht aufgenommen. Eine warme (dank der Decke) Nacht im Zelt und einen recht anstrengenden Tag später sind wir bei Adrian angekommen. Adrian hat uns mit Suppe und ebenfalls selbstgebackenem Brot empfangen.

Nach einer entspannten Nacht und einem gemeinsamen Frühstück hat sich Adrian mit uns in Cluj verabredet, um uns die ein oder andere Sehenswürdigkeit zu zeigen. Andi und ich sind mit dem Fahrrad gefahren und Adrian hat in seinem Auto das Gepäck mitgebracht. Wir haben uns dann am Hauptplatz getroffen und Adrian hat und die Stadt gezeigt und uns empfohlen, am Abend nochmal wiederzukommen. Wir sind gemeinsam auf einen Hügel im Zentrum der Stadt gestiegen und haben den Ausblick über die Stadt genossen. Anschließend waren wir im botanischen Garten, der sogar zu dieser Jahreszeit wirklich beeindruckend war, aber im Sommer bestimmt ganz wunderbar ist.

Leider hatten wir noch etwa 20 km bis nach Turda vor uns, denn dort haben wir für zwei Nächte ein Hostel gebucht. Wir mussten einen ziemlich anstrengenden Berg hoch und dann über die Bundesstraße nach Turda fahren. Diese Straße war nicht so schön leer, wie die zwischen Sighetu und Baia Mare. Wir haben uns beeilt, sind aber trotzdem erst im Dunkeln angekommen. Am nächsten Tag haben wir uns die Salina Turda angesehen, eine Salzmine, die unter anderem ein Riesenrad, eine Bowlingbahn, einen Minigolfplatz und einen Paddelsee beherbergt.

Am Nachmittag sind wir in einen Bus nach Cluj gestiegen, um dort den Abend zu verbringen. Wir wollten Essen gehen und der Empfehlung von Adrian folgen uns Cluj im Dunkeln anzusehen. Wir haben ein Restaurant besucht in dem wir wirklich lecker gegessen haben, sind dann noch durch die Stadt gelaufen und wollten um 21 Uhr den Bus zurück nach Turda nehmen. Leider kam dieser Bus nicht und wir hatten ganze zwei Stunden Zeit uns über unsere Zukunft und die weitere Reiseplanung zu unterhalten.

Wir haben uns am Dienstag in Sibiu angekündigt und deshalb noch drei Tage Zeit bis wir dort sein wollten. Als wir gegen Mittag in Turda losgefahren sind, haben wir uns vorgenommen noch ein ganzes Stück auf dem Weg zu unserem Zwischenziel Medias zu schaffen. Aber nach weniger als 20 km wurde unser Plan über den Haufen geworfen, denn als wir nur eine kurze Pause vor dem Leichenschauhaus eines kleines Dorfes machen wollten, haben uns Claudia und Mihail von nebenan eingeladen bei ihnen zu essen und zu übernachten. Das haben wir nur zu gern angenommen und einen sehr lustigen, gemeinsamen Abend verbracht. Mit dem Google-Übersetzer konnten wir uns sogar richtig unterhalten. Wir haben den beiden versprochen, dass wir nochmal wiederkommen werden.

Für den nächsten Abend haben wir zwei Couchsurfinghosts in Medias gefunden, die uns für die letzte Nacht vor Sibiu aufnehmen wollten. Der Weg zu den Beiden war wirklich lang, vor Allem der späte Aufbruch bei Claudia und Mihail hat den Tag für uns anstrengend gemacht. Wir haben uns selbst eine Falle gestellt indem wir einem Dorfbewohner nicht geglaubt haben, dass der, laut Komoot, „unbefestigte Weg“ dieses Mal kein festgefahrener Schotter ist, sondern knietiefer Matsch. Wir mussten uns durch etwa einen Kilometer dieser Hölle kämpfen. Daraufhin waren unsere Räder dreckverklebt und kaum mehr befahrbar.

Trotzdem mussten wir weiter um unsere Verabredung einzuhalten. Es wurde immer dunkler, aber glücklicherweise verlief der Rest unserer Strecke nur noch über asphaltierte Straßen. Als wir endlich den Gipfel des letzten Berges erreicht haben, war es bereits nach sieben Uhr. Immerhin hat haben wir einen sehr beeindruckenden Ausblick über die Stadt genießen dürfen.

Bis in die Nacht haben wir uns mit unseren Hosts unterhalten, es gab Abendessen, eine richtige Brotzeit für uns und wir konnten uns mit unseren Gastgebern sogar auf Deutsch unterhalten. Wir haben gemeinsam Kekse gegessen und Tee getrunken. Es war ein unterhaltsamer Abend!

Am nächsten Morgen haben wir Porridge gekocht und konnten deshalb gestärkt, aber wieder deutlich später als erhofft, auf den Weg nach Sibiu machen. Erzsébet, Burkhard und ihre bezaubernden Kinder haben uns verabschiedet und uns eine gute Reise und sich eine Postkarte gewünscht.

Wir haben uns entschieden den kürzesten Weg nach Sibiu zu nehmen. Dieser führte uns 56 km weit über die Bundesstraße, aber wir wollten einfach schnell ankommen. Entgegen aller Befürchtungen hatten wir keinerlei Probleme die Stadtgrenze zu überfahren, obwohl Sibiu in Quarantäne ist. Wir haben am Nachmittag die Wohnung in der Firma meines Onkels erreicht und wurden mit offenen Armen empfangen. Andrada, unsere Gastgeberin, konnten wir leider nicht treffen, wurden aber von ihr mit einem reichhaltigen Korb mit allem, was das Herz begehrt, begrüßt.

Jetzt sind wir hier in Sibiu und genießen ein paar Tage Urlaub vom Reisen.