Wir waren also um etwa 17 Uhr an der bulgarischen Grenze, es wurde langsam dunkel und wir hatten noch 105 km und einen Tag bis Varna. Da es nach der Grenzüberschreitung wirklich dunkel war und die Bundesstraße kaum befahren, haben wir uns entschieden so lange zu fahren, wie wir Lust haben, egal wie spät es wird.

Wir konnten die ganze Zeit schön nebeneinander fahren, uns unterhalten und die 11 Grad und das gute Wetter genießen. Nach etwa 50 weiteren Kilometern wollten wir schließlich einen Schlafplatz suchen. Leider kam uns da die Polizei zwischen, sie haben uns befragt, unsere Pässe kontrolliert und uns empfohlen unsere Warnwesten zu tragen. Da wir jetzt aufgefallen sind, konnten wir dort nicht zelten. Wir sind also weiter gefahren. Schließlich haben wie die 100 km vollgemacht und uns in der Nähe von Baltschik an einem alten Steg einen Zeltplatz gesucht. Um mittlerweile 23:30 Uhr hatten wir einen guten Blick über die Skyline der Stadt.

Am Morgen haben uns beim Frühstück auf dem Steg ein paar Angler Gesellschaft geleistet. Wir hatten einen sehr entspannten Aufbruch, da wir es geschafft haben nur noch 45 km bis nach Varna bewältigen zu müssen. Wir fahren die meiste Zeit durch touristische Küstenstädte, die wie leer gefegt sind. Wir haben beim Essen einen Hund getroffen und unsere Möhren mit ihm geteilt.

Am Nachmittag hat uns unser Ersatzgastgeber Martin in Arturs Wohnung gebracht, denn leider war Artur in Sofia und konnte unseren Aufenthalt nicht mit uns verbringen. Wir haben insgesamt zwei Nächte in Varna verbracht und unseren freien Tag zum Besichtigen der Stadt genutzt. Varna war schön, weihnachtlich dekoriert, hatte eine Festtagskirmes und es waren viele Menschen auf den Straßen.

Den letzten Abend in der Stadt verbrachten wir mit Martin und zwei seiner Freunde mit einem Spaziergang im Strandpark. Wir haben uns über Kultur, Feiertage, Reisen und alles andere unterhalten, das uns in den Sinn kam. Zum Abschluss haben wir uns, wieder in der Wohnung, traditionell zubereitete Innereien bestellt. Arterien, Hühnernieren und Leber. Am nächsten Morgen sind wir in Richtung Burgas aufgebrochen. Vorher haben wir uns nochmal mit Martin getroffen.

Leider wurden wir auf dem Weg von Regen begleitet. Nass bis auf die Knochen und frierend wie Schneider haben wir unser Zelt neben einem Feld aufgebaut und einfach gehofft, dass wir nicht gestört werden. Wir wurden es nicht und hatten als wir aufwachten auch noch ziemlich gutes Wetter. Da uns unser Host Olja erst um 20 Uhr erwartet hat, haben wir uns für den Weg Zeit gelassen. Zum Glück, denn so konnten wir den Sonnenuntergang in aller Pracht bewundern.

Trotzdem haben wir bei der Ankunft in Burgas noch zwei Stunden Zeit. Wir nutzen diese zum Abendessen. Es gibt Pizza, aufgrund der Verständigungsschwierigkeiten allerdings nicht zwei, sondern eine überdimensionale Familienpizza. Aber satt macht sie allemal.

Nach der Nacht in Burgas ging es für uns an der Küste entlang in Richtung Süden und dann nach Westen in Richtung Malko Tarnovo, dem letzten Ort vor der türkischen Grenze. Wir dachten, dass die ersten 70 km des Weges an der Küste entlang entspannt wären und, dass es nicht regnen würde. Beides traf nicht zu. Es ging immer wieder bergauf und bergab. Als wir uns bei Lidl mit Abendessen eindeckten, haben wir festgestellt, dass der Supermarkt hier in bester Lage liegt. Der Blick ist atemberaubend.

Nach bereits knapp 50 km gaben wir auf und haben uns einen Zeltplatz am Strand gesucht. Nach dem Aufwachen haben wir zwar festgestellt, dass es sich für den Ausblick gelohnt hat, haben aber auch einen anstrengenden Tag vor uns. Immerhin schien das Wetter deutlich besser zu sein, als am Abend zuvor.

Nach nicht einmal 10 km hatte ich den ersten Platten des Tages. Während Andi geflickt hat, habe ich Porridge gekocht. Nach dem Frühstück sind wir die letzten Kilometer an der Küste mit neuer Kraft gefahren. In Zarevo haben wir die Küste verlassen und sind ins Landesinnere abgebogen. Mit 70 km Strecke und 1200 Höhenmetern war das eine der härtesten Etappen, die wir bisher hatten. Gekrönt war die Anstrengung von insgesamt drei platten Reifen. Immerhin sind wir noch bei Tageslicht in der Wohnung, in der wir unsere letzte Nacht in Bulgarien verbringen wollten, angekommen. Wir machten Burger zum Abendessen und wuschen unsere Klamotten. Auch den Morgen des Aufbruchs verbrachten wir entspannt mit einem gemütlichen Frühstück. Unser einziges Ziel für diesen Tag war die Grenze zu überfahren. Wir haben einen letzten Blick zurück auf Bulgarien geworfen.

Wegen unseres festen Termins in Istanbul haben wir nicht viel Zeit in Bulgarien verbracht. Auf der einen Seite war es schön nochmal mehr Fahrrad zu fahren, auf der anderen Seite haben wir nur die Küstenregion gesehen und konnten nicht so viel über die Kultur lernen, wie es uns lieb gewesen wäre. 370 km, 7 Tage und 4000 Höhenmeter waren nicht genug um das Land wirklich kennenzulernen, aber was wir gesehen haben, macht Lust auf mehr. Doch jetzt stehen wir an der Grenze zu unserem nächsten Abenteuer: die Türkei.