In den letzten sechs Monaten haben wir die meiste Zeit damit verbracht unser Familiennest zu gestalten. Wir wollten ursprünglich nur ein paar Veränderungen vornehmen, wie das Einbauen einer Trenntoilette und das Installieren eines Schranks, der nicht nur für unsere, sondern auch all die Babysachen groß genug ist. Aber wie es nun einmal so ist (und darüber kann Andi noch mehr erzählen als ich), kommt es ja meistens anders als man denkt. In unserem Fall haben wir beim Abnehmen der Blenden an den Wänden festgestellt, dass das Grundgerüst des Campers an einigen Stellen unter dem zentralamerikanischen Starkregen gelitten hat, der sich durch die kleinsten Ritzen und Löcher gearbeitet und ins Holz gefressen hat. Also haben wir uns entschieden auch das Grundgerüst zu reparieren und nicht nur am Innenleben zu arbeiten. Eins kam zum anderen uns plötzlich sind wir bereits sechs Monate damit beschäftigt unser perfektes zweites Eigenheim auszubauen und ehrlich gesagt sind wir damit auch noch nicht fertig.

Aber erst mal zurück zum April. Nach unserem Aufbruch von Hostel haben wir noch einige Nächte in Panama City verbracht. Nach zwei Nächten wurden wir von der Brücke, die zur Isla Naos führt von Beamten der Policia Turismo vertrieben. Von dort aus hatten wir einen sehr schönen, nächtlichen Ausblick auf die Stadt. Wir haben sogar ein paar sehr nette Angehörige der Staatspolizei kennengelernt!

Wir standen anschließend hinter dem Radisson am Panamakanal. Diesen Ort haben wir in der App iOverlander entdeckt und haben ihn mit einem französischen Camper geteilt. Von unserem Standplatz aus haben wir ein paar Ausflüge gemacht. Besonders auf dem touristisch ausgebauten Steg hat es uns gefallen. Wir haben uns also ein Vierrad gemietet und sind damit ein paar Stunden umhergefahren.Vom Ende der Landzunge hatten wir einen fantastischen Blick auf die Skyline von Panamacity. Über deren Ansehnlichkeit lässt sich allerdings streiten. Panamacity ist wohl die Stadt mit den meisten Hochhäusern in ganz Zentralamerika.

Da unser Kühlschrank nicht funktioniert hat, haben wir uns von Panama City aus auf den Weg nach David in Panama an der Costa Ricanischen Grenze gemacht, da es dort einen Laden gibt, der nicht nur einen günstigen, großen Kompressorkühlschrank anbietet, sondern auch passende Solarpanele. Die erste Nacht auf dem Weg haben wir bei einer Terpel Va&Ven verbracht. Dort übernachten viele Trucker, denn es gibt neben erschwinglichem Essen auch kostenlose Duschen und Toiletten. Als wir allerdings am nächsten Morgen aufbrechen wollten, ist unser Auto nicht angesprungen. Mit der Hilfe meines Vaters und des ein oder anderen LKW-Fahrers haben wir festgestellt, dass das Problem wohl bei den Relais liegt. Zwei Tage später ging es dann also endlich weiter. Als wir den Kühlschrank schließlich in den Camper geladen haben, standen wir also in David auf einer Terpel Va&Ven und mussten überlegen welcher Schritt der nächste für uns sein würde. Auf iOverlander haben wir die Villa Paula aufgetan, ein Restaurant mit Pool und großem flachen Grundstück, wo wir unsere nächsten Schritte ausarbeiten wollten.

Dort angekommen haben wir uns entschieden mit den Umbauten, die wir uns vorgenommen haben zu beginnen, bis die Papiere für unser Auto aus den USA ankommen.

Da wir Martin und Marie ein Auto mit US-amerikanischen Kennzeichen abgekauft haben, war es sinnvoll auch für unser Vorhaben das Auto in den USA anzumelden. Bis Anfang 2021 war es normal, dass die Mitglieder der Overlander- beziehungsweise der Panamericantravellergemeinde, die keine Amerikaner sind oder mit einem verschifften Fahrzeug aus dem Heimatland reisen möchten, ihr Reisemobil mit Hilfe von Alex Smith in Washington anmelden. Leider hat sich die Gesetzeslage in Washington geändert und es war dort fortan nicht mehr möglich für Alex Smith Fahrzeuge auf Reisende in Abwesenheit anzumelden, da eine Wohnadresse im betreffenden Staat notwendig geworden ist. Also mussten wir eine andere Möglichkeit finden. Wir haben also den Weg über einen Agenten in Montana gewählt. In Montana ist es möglich mit Hilfe eines Vermittlers eine LLC, eine Limited Liability Company, zu Gründen auf die man anschließend ein Auto anmelden kann. Dieser Service wird normalerweise von US-Amerikanern genutzt, um Steuern zu sparen, für Reisende, wie uns, ist er allerdings auch sehr praktisch. Wir mussten nur den Title des Fahrzeugs nach Montana senden und dort hat die engagierte Firma den Rest erledigt und anschließend den neuen Title sammt Nummernschildern via UPS nach Panama City gesendet, wo wir ihn einige Wochen später abholen konnten.

Insgesamt haben wir fast zwei Monate in der Villa Paula verbracht. Dabei sind wir nicht nur Jeremar und seiner Familie näher gekommen, die das Restaurant betreiben, sondern haben auch Norm und Emilia kennengelernt. Norm kommt aus England und Emilia aus Costa Rica, ihnen gehört die Villa Paula, aber da sie selber die meiste Zeit auf Reisen sind, haben sie Jeremar als Housekeeper eingestellt. Wir haben auch Talula kennengelernt, eine Kapuzineraffendame, die häufig auf der Suche nach Essen und Spielzeug ins Haus kommt.

Ende Mai 2021, ich war mittlerweile im fünften Monat schwanger und mein Bauch war endlich unter meiner Kleidung sichtbar, haben wir einen Bus nach Panama City bestiegen, um im Bodhi Hostel die Papiere für unser Auto entgegenzunehmen. Insgesamt haben wir fünf Nächte in Panama City verbracht. Das war eine sehr willkommene Auszeit vom Arbeiten am Camper, die wir zum Babyshopping auf Vinted genutzt haben. Am 31.5. hatten wir dann endlich das neue Nummernschild und die Fahrzeugpapiere in der Hand und konnten am nächsten Tag die Rückreise nach David zu unserem Camper antreten.

Im Juni ist unsere letzte TIP (Temporary Import Permit fürs Auto)-Verlängerung abgelaufen, also mussten wir überlegen, wie es für uns weiter gehen soll. Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als hätten wir den Großteil der Reparaturen hinter uns, also haben wir entschieden nach Nicaragua zu fahren und dort zu arbeiten, bis wir im September ein Airbnb in Costa Rica beziehen.

Auf dem Weg nach Nicaragua haben wir uns in Costa Rica das Hospital Cima angesehen. Dort sollte unsere Tochter das Licht der Welt erblicken und wir wollten gerne schonmal einen Eindruck von dem Ort gewinnen an dem unser Kind die ersten Stunden seines Lebens verbringen wird. Tatsächlich haben wir eine private Führung durch die Entbindungsstation bekommen und die Abläufe wurden uns detailliert erklärt. Insgesamt haben wir uns nach dem Besuch des Krankenhauses sehr wohl mit unserer Entscheidung gefühlt.

Anschließend haben wir uns auf den Weg nach Matagalpa in Nicaragua gemacht. Zumindest haben wir es vorgehabt. Glücklicherweise ist uns noch in San Jose aufgefallen, dass wir ja einen PCR Test brauchen um in Nicaragua einreisen zu dürfen. Den haben wir dann schnell noch gemacht. Da wir die Ergebnisse erst am nächsten Tag abholen konnten, hatten wir die Gelegenheit in einem Burgerrestaurant neben unserem Stellplatz zu Abend zu essen.

Am nächsten Morgen konnten wir dann endlich aufbrechen in Richtung Ziel. Zwischen Liberia und Penas Blancas, der Grenze, die wir nach Nicaragua überfahren wollten, war die Interamericana eine einzige Baustelle. Die Grenzüberschreitung selber ging relativ schnell und problemlos. Tatsächlich hat das nagelneue Gebäude auf der nicaraguanischen Seite sogar kostenloses WLAN. Unser großes Glück war, dass wir die einzigen zu sein schienen, die mit einem Privatfahrzeug nach Nicaragua einreisen wollten. Zu touristischen Hochzeiten und ohne die Notwendigkeit eines PCR Tests ist es wohl sehr schwierig die Aufmerksamkeit einer der Personen zu erlangen, die beim Zoll arbeiten und die Einreise mit Fahrzeug absegnen müssen. Anschließend muss auch noch einer der zwei Polizeibeamten die Zollerklärung abzeichnen. Auch diese sind bei mehr Verkehr viel beschäftigt. Doch in unserem Fall ging wirklich alles sehr schnell und wir konnten am späten Nachmittag anfangen die Straßen Nicaraguas zu erkunden.

Nach der Grenze begann sofort eine neue Baustelle, die uns zunächst sehr ausgebremst hat. Während der Fahrt ist es irgendwann dunkel geworden, was in Nicaragua nicht so einfach ist, denn viele Radfahrer ohne Licht, in dunkler Kleidung tummeln sich auf den seitenstreifenlosen Straßen. Es gehören sehr viel Aufmerksamkeit und eine gute Portion Glück dazu, um keinen von ihnen zu treffen. Damit wir am nächsten Morgen in Matagalpa ankommen, wollten wir zumindest die halbe Strecke schon fahren. Wir haben es letzten Endes bis Masaya geschafft. Dort haben wir auf iOverlander, einer App für Reisende, vorzugsweise mit Camper, ein Restaurant gefunden, bei dem man über Nacht stehen kann. Dort gibt es sogar einen Pool mit Dusche. Der anstrengende Reisetag hatte also einen angenehmen Abschluss in einem angenehm warmen Pool mit weiter Aussicht über den Masaya See.

Am nächsten Morgen sind wir sehr früh aufgebrochen. Wir haben etwa auf der Hälfte der Strecke an einem kleinen Lokal haltgemacht, dass außer uns von einigen Truckern besucht war. Dort haben wir Rührei mit Tortillas gegessen. Wirklich super lecker und ausgesprochen preiswert. Anschließend sind wir den Rest der Strecke nach Matagalpa gefahren. Dort sind wir gegen 10 Uhr angekommen und ich hatte ein wirklich schönes Wiedersehen mit Ernesto. Wir haben uns eine Zeitlang unterhalten, dann hat er uns nach Aguali gebracht. Einer Farm, wo er eine Klasse jugendlicher Schüler unterrichtet. Sie lernen Englisch, die Farm zu bewirtschaften und Tourguiding.

Dort durften Andi und ich fast einen Monat bleiben. Gemeinsam mit Beth, einer jungen Britin, die aktuell die Klasse in Englisch unterrichtet haben, wir auf der Farm gelebt, die etwa einen Kilometer, aber auch mehr als 300 Höhenmeter von dem Zentrum Matagalpas entfernt lag. Leider konnten wir dort nicht so gut arbeiten, wie in Panama, da es keinen Ort gab, wo unser Camper gerade stehen konnte. Deshalb hatten wir Sorge, dass sich all die Rechten Winkel im Geraden wieder verziehen könnten. Trotzdem haben wir ein gutes Stück Arbeit in den fast vier Wochen auf Aguali geschafft.

Außerdem haben wir zwei sehr nette Deutsche kennengelernt, die uns zum Essen bei sich eingeladen haben. Kathi und Alex sind erst kürzlich nach Nicaragua gezogen. Alex ist gelernter Konditor und konnte uns deshalb mit frischem, selbstgebackenen Sauerteigbrot verwöhnen.

Schließlich haben wir und, auf Grund der Arbeitsbedingungen und der ständigen Bedrohung durch das Zikavirus entschlossen nach Panama zurückzukehren. Diese Reise sind wir am 20.07. angetreten. Mittlerweile war das Seitenfenster glücklicherweise stabil eingesetzt und die Wand hatte genügend Verstrebungen, sodass der Lance die Autofahrt nach Panama heil überstehen konnte. An der Costa Ricanischen Grenze hatten wir ein paar Probleme bei der Übertretung, da die Grenzbeamtin darauf bestanden hat uns nicht sie uns zustehenden Tage gutzuschreiben. In Costa Rica ist es nämlich so, dass ein ausländisches Fahrzeug für 90 Tage einen Temporary Import Permit, eine Einreiseerlaubnis, erhält. Diese 90 Tage können an einem Stück in Costa Rica verbracht oder bei der Ausreise pausiert und bei der Einreise wieder aufgenommen werden. Um erneut 90 Tage mit dem Auto im Land sein zu dürfen, muss das Auto zunächst 90 Tage außerhalb Costa Ricas verbracht haben. Die Grenzbeamtin hat uns gesagt, dass unser Permit nicht richtig pausiert gewesen wäre und die Zeit, während wir in Nicaragua waren, weiter abgelaufen sei. Von daher hat sie und fast einen Monat weniger übrige Zeit gutgeschrieben, als uns eigentlich zugestanden hätte. Nach stundenlanger Diskussion mussten wir einsehen, dass sie ihre Meinung nicht ändern wird und haben uns auf den Weg ins Landesinnere gemacht.

Innerhalb von einem Tag sind wir von der Grenze Penas Blancas im Norden nach Paso Canoas im Süden des Landes gefahren. Dort kamen wir leider erst am Nachmittag an und haben deshalb die Öffnungszeiten des Covidtestlabors verpasst und mussten eine Nacht zwischen den Grenzen verbringen. Am nächsten Morgen haben wir schon früh mit dem Grenzprozedere begonnen und haben dennoch bis zum frühen Nachmittag gebraucht, ehe wir wieder bei Norm angelangt sind.

In der Villa Paula ist eine andere Familie eingezogen, die bereits vor Jeremar für Norm das Haus gesittet hat. Henri, seine Frau und seine Tochter haben die Villa Paula nicht als Restaurant betrieben, sondern dort einfach nur gewohnt. Wir konnten uns also auf dem unteren Teil der Terrasse breit machen um unseren Camper weiter auszubauen. Damit haben sich die Arbeitsbedingungen für uns erheblich verbessert!

In den folgenden zwei Monaten haben wir uns weiter auf den Camper konzentriert. Wir haben den Boden geöffnet, neu isoliert und verstärkt. Die Leiter repariert und neu verschraubt. Die Grundgerüste fertiggestellt und die Lancestützen neu angebracht. Mein Bauch ist in dieser Zeit von einer kleinen Kugel mit der ich Nicaragua verlassen habe, zu einem großen Babybauch gewachsen, der mir das Arbeiten erheblich erschwert hat. In der Villa Paula hatten wir die wunderbare Gesellschaft von Shayna, einer sehr jungen Mischlingshündin, die den Housekeepern gehörte.

In den folgenden zwei Monaten haben wir uns weiter auf den Camper konzentriert. Wir haben den Boden geöffnet, neu isoliert und verstärkt. Die Leiter repariert und neu verschraubt. Die Grundgerüste fertiggestellt und die Lancestützen neu angebracht. Mein Bauch ist in dieser Zeit von einer kleinen Kugel mit der ich Nicaragua verlassen habe, zu einem großen Babybauch gewachsen, der mir das Arbeiten erheblich erschwert hat. In der Villa Paula hatten wir die wunderbare Gesellschaft von Shayna, einer sehr jungen Mischlingshündin, die den Housekeepern gehörte.

Am 15. September haben wir unser Airbnb in Atenas in der Nähe von San Jose bezogen. Das Haus hatte genug Schlafzimmer für den bald eintreffenden Besuch, einen Pool und einen wahnsinnig schönen Ausblick. Wir haben uns entschieden in Costa Rica nicht viel am Camper zu arbeiten, sondern in erster Linie die letzten Tage oder Wochen der Schwangerschaft und die erste Zeit mit Baby zu genießen. Zwei Tage nach unserer Ankunft haben wir meine neue Frauenärztin im Hospital CIMA besucht. Frau Dr. Kim ist eine kleine, quirlige Asiatischstämmige Costaricanerin, bei der ich mich ausgesprochen wohl gefühlt habe. Bei unserem ersten Besuch hat sie uns mitgeteilt, dass es jederzeit losgehen könnte. Deshalb und wegen meines körperlichen Umfangs haben wir in der zweiten Hälfte des Septembers kaum das Haus verlassen. Wir haben es zumindest endlich geschafft einige Fotos von meinem Babybauch aufzunehmen bevor es zu spät ist.

Zwei Wochen später, das Baby war immer noch an seinem Platz, sind meine Eltern, Onkel Tobi und Tante Eva nach Costa Rica gekommen. Am späten Abend des 2. Oktobers, einen Tag nach dem errechneten Geburtstermin sind sie mit einem Mietwagen direkt vom Flughafen zu uns gekommen. Nach einem sehr herzlichen Wiedersehen, gab es Linsensuppe zum Abendessen. Unser Nachwuchs hat sich noch weitere drei Tage Zeit gelassen. Der letzte Tag vor der Geburt war für mich etwas ganz besonderes, da Eva, Tobi, mein Papa und Andi einen Ausflug gemacht haben, der es Mama und mir ermöglicht hat einen Tag zu zweit zu verbringen. Die Anderen haben einen Vulkan, eine Kaffeeplantage und einen Naturpark besucht, Fast als wollte Andi seinen letzten Tag in Freiheit genießen…

Am Dienstag, den 5. Oktober ist um 23:15 Uhr, nach dem Besuch einer fantastischen Pizzeria, endlich meine Fruchtblase geplatzt und wir sind ins Kankenhaus gefahren. Nur 4,5 Stunden später hatten wir unsere gesunde Tochter Elenor Romy auf dem Arm.